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Quo vadis, scriptor?

Wer unter dem Oppilatio scriptor leidet, kann sich als armes Schwein bezeichnen. Es gibt nichts Schlimmeres für  Blogger, Autoren oder Journalisten,  erfolglos den Buchstaben hinterher zu jagen. Für eine witzige Story. Oder für eine Geschichte mit Tiefgang.

Wen die Muse nicht küsst und keine Worte und Zeilen choreografieren kann, leidet vermutlich unter einem Schreibstau. Der Mediziner würde es als «Oppilatio scriptor» bezeichnen. Wie äussert sich der Schreibstau? Weiss dies der Arzt oder Apotheker? Wohl kaum. Kein Handbuch gibt darüber Auskunft. Im Arzneimittelkompendium findet sich garantiert kein Heilmittel. Und der Heilpraktiker oder Homöopath wäre mit seinem Latein ebenso am Ende.

 

Ich denke, der Schreibstau zeigt sich in verschiedenen Facetten. Manche denken dabei an den erfolglosen Liebesbriefschreiber. Er versucht mit süssen Worten seiner Liebsten die Sterne vom Himmel zu holen. Sie zu betören. Sein Geschreibsel erzielt vorerst keine Höhenflüge. Und so landen die halbfertigen Liebeserklärungen im Rundordner.

Bei mir zeigt sich der Schreibstau anders. Ich würde es als Schreibschnupfen bezeichnen. Ich hätte viele Ideen. Stories, die im Kopf herumschwirren. Ich beginne mit Schreiben. Starte fulminant. Im Mittelteil  flacht  die Spannung ab und ich bleibe hängen. Das Schlussbouquet oder Happy End der Geschichte lässt auf sich warten.

Zurück zum Schreibschnupfen. Entweder tröpfeln die Worte aufs Papier oder sie fliessen wie ein Wasserfall. Leide ich akut unter Schreibschnupfen, gönne ich mir als Wortbrünzlerin eine Pause. Zum Beispiel bei einem Fernsehabend. Am Wochenende bewaffne ich mich dabei zusätzlich mit Knabberzeugs. So à la Bridget Jones in der salzigen Variante. Gucke irgendetwas wie Dirty Dancing. Dabei nippe ich am vielleicht zusätzlich am Weinglas. Entdecke später die Vorzüge meiner Chaise Longue. Und verschiebe mich später in die Horizontale und denke entspannt:«Wow, das Leben ist schön. Mein Sofa gemütlich»…und zack – schlafe ich ein. Dieses Leiden kennt die Betroffene als Fernsehschlaf. Der Film läuft weiter, Patrick Swayze tanzt Mambo und ich tauche ab ins Reich der Träume.

Je nach Schlafphase erwache ich bald wieder. Manchmal später. Wenn im aktuellen Film nicht mehr getanzt wird und sich dafür die Leichen vermehren, weiss ich: Swayze hat Feierabend. Und ich den Film verpasst. Je nach Uhrzeit könnte ich dank Replay TV den Film nochmals starten. Oder gleich ins Schlafzimmer dislozieren. Um dort die Fortsetzung von Dirty Dancing 2 in Gedanken weiter zu träumen.

Betrachte ich mein Geschreibsel, stelle ich fest: Aktuell leide ich n i c h t unter Schreibstau. Und wäre es ein Schreibschnupfen, wäre er am Abklingen. Unter dem «Fernsehschlafen» leide ich höchstens am Freitag- oder Samstagabend. Ich betrachte dies als gesunde, chronische Krankheit. Gleichzeitig liefert dieses Leiden die Bestätigung für mein Möbelstück im Wohnzimmer, bequem und fernsehschlaftauglich zu sein. So lege ich zum Schluss die Schnudertüecher beiseite. Und danke gleichzeitig dem Möbelhaus in der Region für die toptippe Beratung beim Kauf meines Sofas.

 

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