Hei, war das ein Chnorz. Ich erinnere mich an ein Lampion zurück aus der Schulzeit. Gebastelt anlässlich des Bachfischets, ein alter Aarauer Brauch. In diesem Jahr findet er am kommenden Freitag, den 22. September statt.
Das Kunstwerk entstand in der vierten oder fünften Klasse in einem Schulzimmer im Gönhardschulhaus in Aarau. Im Jahre 1983, da feierte die Kantonshauptstadt das Fest «700 Jahre Aarauer Stadtrecht». Ein rechteckiger Quader bildete das Grundgerüst. An den vier Längsseiten war der Rand mit Holzstäben verstärkt. Der Boden aus dickem Karton, versetzt mit vier Luftlöchern. Und in der Mitte thronte ein Kerzenhalter. Der Deckel war mit schwarzem Papier überzogen. Und aus beleuchtungstechnischen Gründen klaffte ein kreisrundes Loch im Deckel.
Die Gestaltung der vier Seitenwände bewerte ich aus heutiger Sicht als extrem mühevoll. Das Lampion wurde verziert mit dem Aarauer Obertortum und dem Aarauer Stadtadler. Ich wünschte, ich hätte den Hühnervogel als Jungtier oder frischgeschlüpftes Küken zeichnen dürfen. So wäre das Ausschneiden mit der Schere ein Kinderspiel gewesen. Da haben es andere Gemeinden einfacher, was ihr Wappen betrifft.
Liebend gerne hätte ich für meine Leserschaft ein Foto meines Meisterwerks aus der Primarschule ins Internet gestellt. Ich weiss nur noch: Ich habe es lange wie ein Kunstwerk auf dem Kleiderschrank im Kinderzimmer aufbewahrt. Ab und zu mal vom Staub befreit. Irgendwann später starb es den einsamen Tod in einem Müllcontainer. Ich war damals ein junger Teenager, vielleicht so 18 Jahre alt.
Nachfolgend liefere ich ein paar Details zum Bachfischet. Mindestens einmal im Jahr säuberten früher die Bürger der Stadt Aarau gemeinsam den Bach. Es galt das Bachbett von Dreck und Schlamm zu befreien. Und wie heutzutage bei jedem Arbeitseinsatz, sei es am Waldarbeitstag oder der Bachputzete, verköstigte die entsprechende Behörde alle Helfer mit Speis und Trank. Heute erledigen diese Arbeiten die städtischen Mitarbeiter des Werkhofes. Seit mindestens 150 Jahren besteht der Brauch. Die Kinder holen den sauberen Bach, das erste Wasser an der Stadtgrenze ab. Dieses begleiten sie durch die ganze Stadt bis zum Einfluss in die Aare. Früher waren es ausgehöhlte Kürbisse und Lichter auf Haselruten. Heute nennen sich die Laternen Lampions.
Deren künstlerische Vielfalt ist riesig. Von Fischen, Emojis, Eulen, Fröschen, Säuli mit Piratenklappe gibt es alles. Sogar ein Dinosaurier streifte einst durch die Aarauer Altstadt.
Ich geniesse den Umzug vom Strassenrand. Lausche dem Sprechgesang und dem Bachfischet-Lied. Gerufen oder gesungen von allen Kindergärtnern und Schulkindern.
Hier folgt die Dialektversion:
«De Bach isch do, de Bach isch do, send alli mini Meitli /Buebe do? Jo, jo, jo.»
Gesungen wird ebenso das Bachfischet-Lied:
«Fürio, de Bach brönnt, d’ Suhrer händ ne aazöndt. D’ Aarauer händ ne glösche, d’ Chüttiger, d’ Chüttiger riite uf de Frösche.»
Ich hoffe, es ärgert sich niemand über das Fehlen der deutschen Übersetzung. Wer den Satz in die deutsche Sprache übersetzt, weiss, was ich meine. Ich wünsche allen einen schönen Bachfischet.
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