Beziehungssuppe
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Beziehungssuppe

Das Leben schreibt unzählige Geschichten. Zeigt viele Facetten und Parallelen. Alles hat Platz: Freud und Leid. Liebe und Wut. Genau diese Themen beschäftigen die Schreiberin.


Sie krempelt ihr Leben um, befindet sich in einer Phase des Umbruchs. Im unteren Entenfeld füllen sich Bananenschachteln mit Geschirr, Küchenutensilien, Bücher, Schreibzeug, CD’s und Erinnerungen. Fotoalben aus Momenten ihres Lebens. Als Single- und Ehefrau.

 

Für die Schreiberin ist es eine vollkommen neue Situation. Sie nimmt Abschied vom Eheleben, verlässt die vier Wände, die sie einst als ihr Miteigentum wähnte. Startet ein neues Leben im Dorf der sprechenden Kühe. In einer Mietwohnung mit Kachelofen und Tiba-Herd.

Es ist ein seltsames Gefühl, Hab und Gut in Zeitungspapier zu wickeln, in Schachteln zu verpacken. Einerseits wirkt es befreiend.  Die Schreiberin spürt auch eine Trauer.
Diese ist verbunden mit einem Bruchteil Wut, in der Beziehung versagt zu haben. Tröstlich ist, in vielen Beziehungen ist es nicht  nur eine Person die versagt hat. Meist sind es zwei Personen, die Schuld haben. Fachleute wie Psychologen oder Ehetherapeuten teilen diese Meinung ebenso.

Die Schreiberin ist keine Paartherapeutin. Eher eine Philosophin. Deshalb stellt sie Fragen: Hat das Verhalten in der Küche, am Kochherd auch Einfluss auf eine Beziehung? Gibt es Parallelen?  Beziehungen sind wie Kochrezepte. Sie können gelingen, aber auch misslingen. Es gibt verschiedene Schwierigkeitsstufen bei Kochrezepten. Einfache Gerichte, aber auch Rezepte, die Zeit brauchen. Entscheidend ist die Freude am Kochen, die Frau oder Mann mitbringen sollte, um in der Küche brillieren zu wollen. Dies kann mit einfachen Gerichten geschehen. Auch hier gilt: Wichtig ist der Wille, Neues auszuprobieren. Anleitungen für erfolgreiches Kochen in verschiedenen Schwierigkeitsgraden gibt es genügend. Namen wie Betty Bossy oder Annemarie Wildeisen sind der Schreiberin bestens bekannt.

Personen, die nur aus Notwendigkeit in der Küche stehen, um den Hunger zu stillen, haben es schwerer. Sie kennen Gerichte wie Hühnersuppe, Wolfsbarsch im Salzmantel oder eine Bouillabaisse nur vom Hörensagen. Die Nahrungsmittelindustrie hat für diese Zielgruppe andere Möglichkeiten im Angebot. Fast- oder Conveniencefood. Hier wendet sich der Hobbykoch naserümpfend ab und wendet sich stattdessen dem Blätterteigfisch mit Kaviarfüllung zu.

Die Schreiberin fragt sich auch: Wie ist es zu deuten, wenn der Partner nur aus Notwendigkeit kocht, um seinen Hunger zu stillen? Schmeisst er oder sie dann auch alles in die Waagschale in Sachen Beziehungen?
Was hat es für eine Beziehung zu bedeuten, wenn der Partner liebend gerne kocht? Mit Zutaten experimentiert und mit Liebe und Lust Speisen auf den Teller zaubert? Die These der Schreiberin:  Diese Person investiert ebenso viel in das Gelingen einer Beziehung, in die Dauerhaftigkeit. Im Vergleich mit dem Kochrezept sind die Chancen für eine Dauerhaftigkeit einer Beziehung überall gleich hoch. 50:50. Garantien gibt es keine. Das Zünglein an der Waage ist dabei der Partner, der sich in der Küche im Hintergrund hält. Wenig investiert am Herd oder im Zusammenleben mit dem Partner.
Im Kochrezept steht alles drin was es braucht für ein gutes Gericht. Im Leben als Paar gibt es auch Ratschläge für glückliche und dauerhafte Beziehungen. Aber aufgepasst:  ein klitzekleiner Fehler, eine Prise zuviel Salz sorgt für ein nervöses Sprudeln im Kochtopf.Bringt Zündstoff in die Beziehungssuppe. Das fehlende Salz ist Garant für Langeweile. Nicht nur in Beziehungen. Auch im Essen. Wäääh! Auch die Kochdauer ist nicht zu unterschätzen. Spaghetti nach 20minütiger Garzeit sind garantiert „pflöderig“.

Die Garzeit wäre in der Beziehung die Dauer vom Zusammenleben. Sei es als Ehepaar oder im Konkubinat. Ist die Beziehung „pflöderig“ empfiehlt sich ein Neuanfang. Glückt der Neuanfang als Paar nicht, ist der Weg zum Ehetherapeuten eine Option. Hilft dies nicht weiter, bleibt keine andere Wahl.

„Ja, wir wollen getrennte Wege gehen,“ hauchen Mann und Frau bei der Anhörung im Gerichtsaal. So starten Mann und Frau ein neues Leben. Als Single. Abwartend. Vor der Mikrowelle oder dem Tiba-Herd. Mit Schwingbesen und Filettiermesser in der Hand.

En Guete.

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2 Kommentare

  • Reply Bilbo Beutlin 16. Dezember 2016 um 10:24

    War dieses Hauchen im Gerichtssaal nicht eher ein Stammeln?

    • Reply Silvia Stierli 16. Dezember 2016 um 14:07

      Ich bin mit den Vorkommnissen oder Abläufen bei der Judikative nicht vertraut.Ich denke das Stammeln oder Hauchen ist von Emotionen geleitet. Ein Grölen wie bei einem Fussball-oder Hockeymatch schliesse ich aus.

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