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Wer bist Du ? Faibel porträtiert seine Hausherrin

 

«Schreib einen Lebenslauf über mich, Faibel. Du kannst nicht ständig Staubflusen jagen», ermahnt mich meine Hausherrin, als sie eines Abends von der Arbeit nach Hause kommt. Und weil ich ja tagsüber über sehr viel Zeit verfüge, soll ich mich im Schreiben versuchen. Um meine Angst vor dem Adler-System zu überwinden, meint sie grinsend.

 

So porträtiere ich meine Hausherrin im Wechselbad der Dinge, die sie gerne mag. Oder nicht ausstehen kann. Wie sie durchs Leben läuft. Darum heisst es ja LEBENSLAUF. Oder was sie über andere Menschen denkt. Dazu braucht es keine Jahrzahlen. Das wäre nur Stoff für Geschichtsbücher oder für meine Freundin, die sich Wikipedia nennt.

So tickt sie, meine Mitbewohnerin

Also: Meine Mitbewohnerin mag es ordentlich zu Hause. Auch wenn sie manchmal zur Chaotin wird. Sie hasst Staus auf den Strassen. Darum benützt sie als Zugfahrerkind öfters die Eisenbahn. Düst durch die Schweiz. Sie kommunziert gerne mit Menschen über Gott und die Welt. Nervt sich über Personen, die ständig nur mit den Kopfhörerstöpseln in den Ohren an ihrem Smartphone herumtöggelen. Und Velofahrer ohne Vorder- und Rücklicht am Abend bezeichnet sie als lebensmüde Deppen im Strassenverkehr.

Und wenn sie kocht…

Sie schätzt feines Essen. Diesbezüglich lebt sie das folgende Zitat: Das Leben ist zu kurz, um schlecht zu essen. So steht meine Hausherrin gerne selber in der Küche und brutzelt Fleisch. Gart Gemüse und Fisch im Ofen. Kocht Pasta mit verschiedenen Saucen. Trinkt dazu ein Glas Rotwein. Ab und zu lässt sie sich kulinarisch verwöhnen. Selten kocht sie vor Wut, ausser es gibt triftige Gründe dazu. Wie zum Beispiel, wenn sie sich über die Faulheit von Menschen nervt, die kurzum im selben Haus wohnten und es nicht schafften, den Tumbler regelmässig zu reinigen. So wie der ehemalige Nachbar, der einst im Obergeschoss hauste. Meine Chefin steckte im Zügelprozess, als sich der Typ verdünnisierte. Ich vermute, sie hätte ihm ziemlich klar deklariert, dass sie alte Staubflusen im Wäschetrockner gruusig findet. Wäääh! Und ihn mit höflicher Bestimmtheit gebeten, mindestens den Inhalt des hässlich braunen Retroabfalleimer zu  entsorgen. Tja, wenn einer seinen Güsel zurücklässt und sich davonschleicht, finde ich dies als Frosch ebenso ziemlich mies. Tja, jeder tut, was er am besten kann. Davonlaufen zum Beispiel. Eben: Sich aus dem Staub machen.

 

Meine Hausherrin: Eine romantische Seelenverwandte – oder doch eine irre Rampensau?

Reden wir lieber weiter über die schönen Dinge des Lebens: Was liebt meine Mitbewohnerin sonst noch? Verrückte Ideen. Dinge, die sie mit anderen Personen erleben kann. Wie zum Beispiel an Schlammläufen teilnehmen. Wo das Adrenalin sprudelt und meine Hausherrin fast nicht zu erkennen ist, weil sie in matschigen Schlammmulden herumkriecht. Was sie dazu bewegt? Ich weiss es nicht. Vielleicht möchte sie sich so meinem ehemaligen Leben als Frosch annähern. In meinen früheren Wohnsituationen gab es Feuchtigkeit, hie und da auch Schlamm im Tümpel. Irgendwie macht sie das sympathisch. Und zu einer Art Seelenverwandten. Vielleicht auch mit einem Tick zur Rampensau.

Sie kann aber auch ihre romantische, tränendrüsenlastige Seite heraushängen. Denn sie mag emotionale Film wie Pretty Woman, E-Mail für Dich und wie sie alle heissen. Musik von Elton John, Robbie Williams, Udo Jürgens, Celine Dion. Sie schätzt heimisches Liedergut von Schweizer Musikern wie Philipp Fankhauser. Lieder von Gotthard, gesungen von Steve Lee, der 2010 bei einem Verkehrsunfall in den Vereinigten Staaten tödlich verunglückte. Wahrscheinlich könnt ein männlicher Jemand, der Klavier spielt, vorzugsweise den Blues, ihre Sympathien gewinnen. Was weiter geschehen könnte, lass ich mal offen. Vielleicht sässe meine Hausherrin plötzlich neben dem Pianisten wie kürzlich im Film «La La Land». Oder sie fände sich in einer ähnlichen filmischen Handlung wie bei «Pretty Woman», wo es in einer Hotelbar mit einem Konzertflügel zu einer romantischen, ja gar prickelnden Szene kommt.

 

Meine Wohnpartnerin liebt es, kreativ tätig zu sein. Sei es beim Dekorieren, Fotografieren. Und natürlich beim Schreiben. Übrigens: Am 1. Dezember 2018 feiert sie das zweijährige Jubiläum ihrer Blogseite. Das Aneinanderreihen von Buchstaben zu Worten, das Konstruieren von Sätzen macht ihr sehr viel Freude. Sie will weiter auf ihrer Blog-Seite Geschichte(n) schreiben. Und als Schreiberin für die Zeitschrift ihres Arbeitgebers tätig sein. Ich finde, sie verfügt über eine gewisse Portion Talent. Sie wird ihren Weg machen. Ich, Faibel der Frosch weiss Folgendes: ich bereichere ihr Leben. Als Türstopper und Roboterstaubsaugerpilot. Und entlocke ihr in Zukunft Geschichten, die sie bisher nicht zu erzählen wagte. Ich gratuliere meiner Wohnpartnerin zum zweijährigen Jubiläum ihres Online-Magazins und drücke ihr einen nassen Schmatzer auf die Wange.

Herzlich, Dein Faibel.

 

 

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