Allgemein, Unterhaltung

Schnorren statt arbeiten – Faibel philosophiert

Weiss einer von Euch da draussen, wie ich einen Lebenslauf schreiben soll?

Ich heisse Faibel, bin ein gescheiterter Froschkönig. Ich angelte mir einen Job bei meiner Arbeitgeberin als Roboterstaubsauger-Fahrer. Im Nebenamt arbeite ich zusätzlich als Türstopper.Und jetzt will sie, meine Chefin,  eine Kurzbiographie von mir im Telegrammstil. Mit Jahrzahlen und so Zeugs.  Meine Hausherrin erklärte mir, sie suche immer wieder neue Ideen für ihr Online-Magazin. Sie nennt es Blog. Eine Internetseite, wo sie verschiedene Geschichten veröffentlicht. Kürzlich spienzelte ich ihr über die Schulter. Las ein paar Stories. Über ihr schwarzes Chevi Pferd. Oder sie erzählt von einer unfreiwilligen Wanderung in einer kalten Winternacht, als sie in der Regionalbahn einpennte. Sie berichtet in Gedichtform über den letzten Tag im Leben von Herrn B. aus Z. am Sechseläuten. Das macht sie ganz toll mit der Schreiberei. Ich pinkelte mir beim Lesen vor Lachen beinahe in mein grünweisses Pünktli-Kostüm.

 

Wenn der Adler anstelle der Vorzimmerhexe eine Schreibphobie verursacht

Doch wenn ich schreiben sollte, tauchen  Probleme auf. Schwierigkeiten, die ich nicht überwinden kann. Es betrifft das Arbeitsgerät, der Kompi meiner Hausherrin und Arbeitgeberin. Denn ich getraue mich kaum, die Tasten des Gerätes zu drücken.  Tue ich dies,  erscheint ein Login Balken, wo ich das Passwort eingeben könnte, wenn ich es wüsste. Und daneben blickt mich eine Eule, Adler oder ein anderer komischer Greifvogel ziemlich böse an. Zum Glück kann dieser nicht sprechen. Sonst würde er garantiert Worte benutzen wie «Hau ab oder sieh zu, dass du Land gewinnst, sonst serviere ich dich meinem Nachwuchs als Vorspeise.» Mein Leiden hat somit einen Namen. SCHREIBPHOBIE. Die Schuld trägt sicher der Greifvogel neben dem Login-Menü. Vermutlich erfand dieser gefiederte Depp das Adler-System. Das Schreiben mit zwei Fingern auf Schreibmaschinen. Früher funktionierte in den Schreibstuben alles langsamer. Gemächlicher. Für diejenigen, die das Adler-System nicht kennen: Buchstabe auf der Tastatur suchen. Mit dem Zeigefinger anvisieren und – zack – Taste drücken. Das Schreibsystem mit den Zeigefingern war mit Sicherheit weit verbreitet. Im Schreibmaschinenzeitalter rutschten die ungeübten Schreiber beim Tippen in die Zwischenräume der Tastatur ab. Das schmerzte. Heute schreiben die meisten Bürolisten, Vorzimmerhexen in Direktionsetagen und Schurnis am Computer. Dort passieren solche Ausrutscher nicht mehr. Wie bei meiner Arbeitgeberin. Sie besitzt eine flache Tastatur auf ihrem Computer vom Apfelshop. Und sie beherrscht das Zehnfinger-System tiptop. Imfau.

Ich therapiere meine Hausherrin – so ganz nebenbei

Zurück zu mir: Das Problem mit dem Schreiben meines Lebenslaufs steht noch unerledigt auf meiner Pendenzenliste. Doch meine Arbeitgeberin geht mit schlechtem Beispiel voran. Auf ihrer Blogseite gibt es zwar einen Menüpunkt mit dem Titel «über mich». Doch das betrachte ich weiss Gott nicht als Lebenslauf. Ich denke, es wird Zeit, wenn sie zu ihrem zweijährigen Bloggerjubiläum ein paar Details zu ihrer Person preisgibt. Ich diktiere ihr den Text. Sage ihr, was sie schreiben soll. So nach dem Motto: Ich lafere, sie muss liefern. Das heisst, sie muss mein Geschwafel zu ihrer Person in einen brauchbaren Lebenslauf verwandeln. Das Ganze besitzt irgendwie noch einen therapeutischen Effekt. Meine Chefin erfährt Dinge über sich selber, die sie vorher noch gar nicht kannte. So muss sie zuerst Farbe bekennen. Dann darf sie über mich schreiben. Seid also gespannt auf die Details aus dem Leben meiner Hausherrin und Arbeitgeberin.

Wir lesen uns. Herzliche Grüsse von Faibel

 

 

Vorheriger Beitrag Nächster Beitrag

Bestimmt mögen Sie auch

Keine Kommentare

Kommentar hinterlassen