Der Schauplatz dieser Geschichte befindet sich in der Wohnstadt Uster. Eine Personalberaterin wird auf bestialische Weise erstochen. Gelingt es Kommissar Federspiel und Fahnder Kuhn den Mord rechzeitig aufzuklären?
Ein Freitag im Juni. Die Menschen verspürten Wochenendgefühle und freuten sich aufs Feierabendbier. So auch Kommissar Erwin Federspiel. Er und seine Gattin Ursula waren zum Abendessen eingeladen. Bei seinem Partner, Kriminalfahnder Reto Kuhn und seiner Frau Franziska. „Lass uns ein paar Würste auf den Grill schmeissen. Und vielleicht reicht’s noch für ein paar Minuten Fussball vom Eröffnungsspiel zur Europameisterschaft, Frankreich – Rumänien. So hätten unsere beiden Frauen Zeit zum tratschen,“ frohlockte Kuhn freudig in der KaffeepauseDoch der Anruf der Einsatzzentrale nach 17.00 Uhr macht die Pläne zunichte. Eine junge Frau sei erstochen aufgefunden worden. Im Keller des Arbeitsvermittlungszentrum in Uster, nahe beim Bahnhof.
Die Arbeit geht halt vor. Auch für Röbi Oppenheim. „Meine Herren, wir haben einen Mord aufzuklären. Was wissen wir zum Fall?“ fragte der Staatsanwalt die anwesenden Kommissare, leicht angesäuert. „Die Tote heisst Elvira Melotti. Sie ist 30 Jahre alt, Italienerin. Sie wohnt in Rüti und arbeitete im Arbeitsvermittlungszentrum als Personalberaterin. Die Stichverletzungen im Bauchraum stammen von einem Küchenmesser. Die Tatwaffe ist in unmittelbarer Nähe der Toten gefunden worden. Wir versuchen mit den italienischen Kollegen die Eltern in Mailand zu kontaktieren, “ informierte Kriminalfahnder Reto Kuhn seine Kollegen.
Elvira ist eine schöne Frau. Sie ist gross, schlank und braun gebrannt. Ihr langes Haar ist schwarz wie Ebenholz. Nicht ohne Grund nennen sie ihre Freunde „Schneewittchen“. Am Tag des Mordes trägt sie ein weisses, langes Kleid mit Spaghettiträgern.
Märchenkenner wissen: Schneewittchen wurde nicht erstochen. Es liegt seit sieben Jahre im gläsernen Sarg. Wegen einem vergifteten Apfelstück im Mund. Eines Tages reitet ein Prinz mit Gefolge am Sarg vorbei und verliebt sich in das hübsche Mädchen. Der Prinz möchte das Mädchen küssen. Er bittet die Zwerge, den Sarg zu öffnen. Der Kuss ist Schneewittchens Rettung. So lebt es glücklich mit dem Prinzen auf dem Schloss weiter.
Der toten Elvira half weder Apfel noch Kuss ins Leben zurück. Und statt der sieben Zwerge versammelten sich Polizisten, Spurensicherer und Bestatter um die Leiche. Der weisse Sommerrock ist blutverschmiert. Auch einige Spritzer Kaffee verzieren das weisse Kleid. „Wer hat die Tote gefunden?“ fragte Federspiel seinen Partner Kuhn. „Eine Raumpflegerin der Firma Säuberli Reinigung,“ antwortete Kuhn. „Frau Melotti hat gearbeitet. Das beweisen die Gesprächsnotizen in ihrem Büro. Die Raumpflegerin hat sie noch lebend gesehen. Am Kaffeeautomaten im 4. Stock,“ so Kuhn weiter. „Wir werden die Zeugin morgen Samstag für ein Protokoll ins Polizeikommando vorladen müssen“, stellte Federspiel fest.
Der Mörder muss Frau Melotti im Treppenhaus aufgelauert und zugestochen haben. Sie wurde regelrecht abgeschlachtet,“ informierte der Fahnder weiter. „Entsetzlich, zu welchen Taten Menschen fähig sind,“ murmelte Kuhn leise und nachdenklich.
Staatsanwalt Oppenheim stösst mit einem dampfenden Becher Kaffee zu den beiden Polizisten.“ Na, die Herren? Haben wir neue Erkenntnisse gewonnen?“ fragte er. „Die Raumpflegerin hat ebenfalls vor 17.00 Uhr neben Frau Melotti einen älteren Mann im Gebäude gesehen. Doch der Mann ist unauffindbar,“ meinte Federspiel mit einer Prise Ratlosigkeit in seiner Stimme.
„Wurde das Gebäude gründlich durchsucht?“ fragte der Staatsanwalt weiter. „Ja, dies geschah, als die Einsatzkräfte eintrafen. Einige Büros besitzen Verbindungstüren. Und diese dürfen aus Sicherheitsgründen nicht abgeschlossen werden. Einzig die Türe zur Schalterhalle ist ab 17.00 Uhr geschlossen. Vielleicht hat sich der Mörder dort einschliessen lassen. Von innen lässt sich diese Türe öffnen. Reto, wir prüfen dies nochmals, zur Sicherheit, “ rief Federspiel und gab seinem Kollegen ein Zeichen, ihm zu folgen.
Vor der Schalterhalle blieben sie stehen. Der Raum liegt im Dunkeln. Drinnen regte sich nichts. Kuhn fasst die Türklinke und drückt sie vorsichtig nach unten. Ein Knarren verrät die beiden Polizisten. „Mist“, flüsterte Kuhn leise. Doch es spielte keine Rolle mehr. In der Schalterhalle entdecken die Kriminalbeamten den älteren Mann. Sitzend, an einem runden Tisch. Der Oberkörper ist leicht nach vorne gebeugt. Die Augen waren weit aufgerissen und eine Flüssigkeit tropfte aus dem Mund des Toten. „Zyankali – der braucht keinen Arzt mehr“, stellte Kuhn nüchtern fest.
Neben dem Toten lag ein Abschiedsbrief. Darin stand: Ich habe meinem und dem Leben von Frau Melotti ein Ende gesetzt. Dies, weil sie mich als Personalberaterin nie ernst genommen hat. Ich kämpfte seit Jahren für einen Job bei der Firma Drive Out in Uster. Die Firma war vor vielen Jahren in diesem Gebäude beheimatet, musste vor 2 Jahren Konkurs anmelden. Wenn ich in der Firma das Sagen gehabt hätte, wäre all das nicht passiert.
Minuten später verliess ein zweiter Sarg das Gebäude. Der Fall war gelöst. Und für Kommissar Kuhn und Kriminalfahnder Federspiel gab es einen Schlummertrunk.
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