Reisen, Unterhaltung

Der Berg, der meinen Namen trägt

«Guten Tag, ich möchte gerne meine Ländereien besichtigen». Wer das sagen kann, darf sich glücklich schätzen.

 

Ich kann nicht behaupten, ich besässe eine Stück Land irgendwo im Nirgendwo. Trotz dieser Tatsache fühle ich mich happy.  Platze vor Stolz, in der Schweiz einen Berg als mein (Fast)Eigentum zu kennen. Er schreibt sich tupfgenaugleich wie mein Familienname Riner. Das Rinerhorn. Die Gondelbahn führt von Davos Glaris auf den 2054 Meter hohen Gipfel. Der Hoger liegt etwas abseits der höchstgelegenen Stadt in der Schweiz. Schifahrer finden ihr Glück im Schnee auf Pisten, die nie so proppenvoll sind. Winterwanderer, die Ruhe suchen, belohnt mein Namensberg mit unberührter Natur. Schlittler können auf einer 3, 5 Kilometer langen Schlittenpiste den Nervenkitzel spüren.

Mein Berg bietet unberührte Natur, halbleere Skipisten und eine Schlittelbahn

Erhalten Namenszwillinge des Rinerhorns eine Gratisfahrt? 

Wie lautet mein Plan? Den Berg besuchen. Dazu eine Gratisfahrt am Ticketschalter herausranggen. Und auf dem Gipfel die Aussicht der verschneiten Albula-Alpen geniessen.  So stehe ich  gemeinsam mit meiner Schwester vor dem Verkaufsschalter der Rinerhorn Gondelbahn in Davos Glaris. Zücke meine Geldbörse und grüble meine Identitätskarte hervor. Lege sie in den Drehteller des Ticketschalters. Mit «guten Morgen, ich hätte eine Frage an Sie,» beginne ich die Unterhaltung mit der Dame hinter dem Ticketschalter. «Ich möchte wissen, ob ich eine Gratisfahrt auf den Berg erhalte. Schliesslich tragen der Berg und ich denselben Namen.»Klar wirkt meine Forderung etwas dreist. Eines wage ich zu  behaupten: Ich blieb der Dame an diesem Morgen sicher für ein paar Minuten in Erinnerung. Bereicherte ihren Verkaufsalltag. Denn normalerweise stehen Schifahrer oder Schlitter mit ihren Skibrättlis und Schlitten am Schalter und möchten bloss eine Tageskarte kaufen. Sie diskutieren dabei nicht über den Preis. Logisch. Sie heissen ja nicht so wie ich.

«Ihnen fehlt das Horn im Namen»

Zurück zu mir und der Dame am Verkaufsschalter. Sie betrachtet meine Identitätskarte einen Moment lang. Ich füge noch hinzu: «Wie Sie sehen, heisse ich so wie der Berg. Die Antwort der Bähnli-Angestellten lässt nicht lange auf sich warten. Grinsend mit «Nein, da lässt sich nichts machen. Sie heissen nicht so wie der Berg. Ihnen fehlt das Horn im Namen.»

 

Nun, ich möchte nicht auf «Teufel-komm-raus» umgehend meinen Zivilstand ändern. Wenn ich Riner-Horn heissen möchte, müsste ich vorher eine Liaison, Beziehung mit einem Mann namens Horn eingehen. Diesen heiraten und ihn dazu überreden, meinen Familiennamen anzunehmen. Vom Hörensagen kenne ich jemanden, der Horn heisst. Dieser Mann sang mal an einem europäischen Liederwettbewerb ein Lied «Gildo hat euch lieb». Trotz dieser musikalischen Liebeserklärung sage ich hinter vorgehaltener Hand: «Sorry, Gildo, lass uns besser Freunde bleiben.»

 

Fazit: Ich zahlte die Hin- und Retourfahrt auf den Berg. Irgendwie gewann der Berg mein Herz. Schuld tragen die vielen Gondelkabinen auf das Rinerhorn, die mit meinen Familiennamen beschriftet sind. Das gibt es nicht überall.  Einen solchen Promistatus kennen nur  weltbeste Skifahrer wie Christian Neureuther, Didier Cuche , Marcel Hirscher oder Herrmann Maier. Denn im fernen Österreich erhält jeder Sieger am Hahnenkamm ein Gondelkabine, beschriftet mit seinem Namen. Sei es als Sieger der Streiff im Super-G. Der Abfahrt oder im Slalom. Als Liebhaberin der blauen Pisten muss ich keine Stemmböglifahrt auf der «Streiff» hinchlöpfen. Egal, ob ich talentfrei skifahren kann.

Min Bärg, mini Gondelbahn

Das sage ich nur noch: «So geil, meine lieben Schihasen.»

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