Allgemein, Unterhaltung

Schafe versus Rasenmäher

Manche sagen, Schafe seien dumm. Dabei gelten sie als Herdentiere. Ein ovis gmelini berichtet aus seinem Leben.

Blöke ich «Määäääh», weiss zwar keiner genau, was ich wirklich sagen will. Einzig mein motorisierter Konkurrent, der Rasenmäher, könnte mein Wort zu persönlich nehmen. Ich weiss ja nicht, ob er mich wirklich versteht. Wäre er dazu imstande, würde er mir auf mein «Määäääh!» mit «du hast mir nichts zu befehlen» antworten. Na ja, so sind sie halt,  die fahrenden Benzinmonster. Hätten sie ein Sternzeichen wäre es sicher Löwe. Diese strotzen bekanntlich vor Tatkraft. Zeigen Dominanz. Handeln unerschrocken. Trotz dieser Extrovertiertheit happert es bei ihnen mit dem Wortschatz.  Sie kennen nur ein Wort. Benutzen es bei ihrer Arbeit. Damit schneiden sie nebst Gras auf Wiesen und Parkanlagen ebenso den verliebten Regenwürmen das Wort ab. Deren Balzgesang würde nämlich im Frühling erklingen. Wenn sie das erste Mal gemeinsam aus der Erde kriechen. Im Duett «Chaaaaaaaaansooon, d’amoouuuuuur» von Manhattan Transfer singen. Was sagt, ja trällert der motorisierte Sensemann? «Rätärätärääääääääh!» Da kann ich nur empört «Kunstbanause» rufen.

 

Rasenmäher gibt es zu Hauf. Jeder Garten- oder Hausbesitzer mit einem Blätz Rasen braucht den motorisierten Gärtner.  Sei es ein Exemplar mit Benzin. Oder einen Kollegen, der am Stromkabel hängt. Früher gab es sogar Handrasenmäher.

Dieser Rasenmäher hätte vielleicht als Fitnesstool stramme Waden formen können.

 

Leider verschlief die Fitnessindustrie die Förderung dieses Sportgerätes. So drängten sich die motorisierten Kollegen in den Vordergrund. Die geheimnisvollste Sippe unter den Grünflächenspezialisten sind die Roboter-Rasenmäher. Ihre Eigentümer ermöglichen ihnen die Herrschaft über Wiesenland von Firmen, Gärten von Privatpersonen. Keiner weiss, mit welcher Taktik ein Rasenmähroboter seinen Job erledigt. Vom Hörensagen kenne ich den Rasenmähroboter Ambrogio. Er wohnt als motorisierter Gärtner im Dorf der sprechenden Kühe. Fährt kreuz und quer durch den Garten seiner Besitzer und schneidet den Rasen nach dem Lustprinzip. Er arbeitet, weiss aber ebenso, wie er sein Leben geniessen kann. Ab und an outet er sich nämlich als fauler Bengel. Versteckt sich unter den Sträuchern. Und pennt während der Arbeit ein.

Die Chance, Ambrogio im Arbeitsprozess anzutreffen, liegen bei 50%.

 

Ich als Schaf organisiere meinen Arbeitsalltag anders. Ich würde es nicht arbeiten nennen. Als Mähmobil mache ich genau das, was ich am besten kann: Fressen. Regelmässig wiederkauen. Zwischendurch döse ich vor mich hin. Im Stehen. Das merkt keine Sau. Soll einer sagen, Schafe seien nicht clever. Idealerweise arbeite ich mit meinen Ladies im Herrenverbund zusammen. Die Menschen nennen es Teamarbeit. Und wo es ein Team gibt, braucht es einen Chef. In unserem Fall ist es eine von uns. Je nach Weideort, wie in den Bergen, steht uns eine Hirte mit seinem Herdenschutzhund bei. Rasenmäher hingegen wursteln sozusagen als Einzelkämpfer. Die Benzinkollegen fahren über die zu mähende Grünfläche. Jedoch nicht allein, sie brauchen eine führende Hand. Denn Männer oder Frauen müssen die lärmenden Gesellen stossen. Selbständiges Arbeiten ist für den Rasenmäher somit ein Fremdwort.

 

Ich und meine Schafskolleginnen arbeiten praktisch nonstop. Fresse mit meinen Kolleginnen zuerst die Gräser, die uns schmecken. Es gibt auch Schafe, die mögen Tulpen.

 

Die Bloggerin, die mich hier zu Wort kommen lässt, erzählte mir diese Story. Kaum zu glauben. Das Schaf – es lebt  in Island – latschte von seiner Weide, die ein paar Kilometer weit entfernt lag, zurück zur Heimatfarm. Frass im isländischen Frühling die blühenden Tulpen, die die Besitzerin im Herbst zuvor liebevoll im Tontopf verbuddelte.

Die Konsequenzen musste das gut behaarte Tier in Kauf nehmen. Die Farmersfrau, eine gebürtige Holländerin, packte das Schaf zur Strafe in den Tiertransporter und karrte es zur Weide in der Ferne zurück.

 

Zum Abschluss liefere ich ein paar Facts. Weltweit gibt es eine Milliarde Schafe. Fragen sie mich nun nicht wie viele Rasenmäher mit ihrem «Rätärätärääääääääh!» auf den Kontinenten unterwegs sind. Sie liefern jedoch keine Milch, Wolle oder Fleisch. Nur geschnetzelte Regenwürmer. Wäääh! 40 Prozent der wandelnden Wollpullover leben in Asien, 20 Prozent in Afrika. In Australasien und Ozeanien sind es 15 Prozent. Der restliche Anteil lebt in Europa oder Amerika. Dies schreibt Wikipedia.

 

Und falls ich die Schnauze voll habe von den motorisierten Grasschnetzlern wandere ich aus. Nach Neuseeland. Dort leben nur 4 Millionen Einwohner. Und 31 Millionen von meinen Kolleginnen. Wird es irgendwann Neumäähland heissen?

 

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