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Grischa und Lola

Miet-Katze? Hä? Wolltest Du nicht Miezekatze schreiben,» fragte mich kürzlich eine Kollegin via WhatsApp. Nein. Ich schrieb extra: «Mietkatze.» Der Grund war ein Video mit Lola, my rental cat. Es zeigte die weissgraue Tigerkatze meiner Nachbarn im Erdgeschoss bei ihrer Erkundungstour im Waschbecken. Beim Spielen mit dem Wasserstrahl.

Lola war schon präsent, als ich meine zukünftige Wohnung besichtigte. Es war ein Dienstagnachmittag im September, als ich im Dorf der sprechenden Kühe das erste Mal auf meine Vermieterin traf. Das weissgraue Büseli war ebenfalls mit von der Partie, stolzierte selbstsicher durch Küche und Esszimmer, miaute laut und schnupperte da und dort. Meine Vermieterin erklärte mir, Lola hätte bereits in meiner Wohnung gelebt. Zusammen mit dem älteren Sohn der Vermieterin und seiner Freundin.

Nun gut. Ich hatte den Mietvertrag unterschrieben, der Umzug ging planmässig über die Bühne. In den ersten paar Monaten an meiner neuen Adresse sah ich Lola selten. Ich hörte sie oft. Unter meinem Schlafzimmer befindet sich das Fenster mit der Katzenklappe, wo Lola ein und aus geht. Und die Revierkämpfe der vierbeinigen Fellknäuel aus der Umgebung spielen sich öfters in der Nähe ab.  Mit oder ohne Lola. Ich nenne sie in Anlehung an die Stars Wars-Serie «Krieg der Miezen».

Grischa bleibt meine beste Katze, die ich besass

Grischa

An meiner früheren Wohnadresse wohnte ich mit Grischa unter einem Dach. Ihr seien hier ebenfalls ein paar Worte gewidmet. Grischa, ebenfalls grau und weiss getigert,  ist ein Findelbüsi, das heisst, die vorherigen «Besitzer» , wohnhaft in Betteil, gaben ihr in einer kalten Winternacht Obdach. Nahmen sie ins Haus, versorgten sie und prüften, ob irgendjemand die Katze vermisste. Das war nicht der Fall. Die Familie lebte in Bettwil, war auf der Suche nach einem Bauernhaus und plante deshalb ihr Einfamilienhaus zu verkaufen. Als Zwischenlösung wich die Familie in eine Attika-Wohnung aus. Das Büseli wäre um ihren Freigang beraubt worden. So entschloss sich die Familie, die Katze wegzugeben. Ich bin der Meinung: Findelkatzen suchen sich ihre Bewohner aus. Bei Grischa war dies auf jeden Fall so. Beim Gespräch mit dem Hausherrn in Bettwil erfuhren wir viele Details über unser neues Haustier. Grischa striehlte derweil um uns herum, legte sich auf der Holzbank, auf der wir sassen. Neben uns. Oder auf unseren Knien und liess sich verwöhnen.

Ich erlebte viele schöne Stunden mit der Katzendame. Sie war eher häuslich orientiert, oder anders formuliert:  menschenbezogen. Meist in der Nähe, liebte  sie es auf den Gartenstühlen zu schlafen oder die Umgebung zu beobachten. Wenn sie ihre Ruhe suchte, verkroch sie sich ins Obergeschoss oder in den Keller. Schlief auf dem Tischtennistisch. Auch fröhliche Spielstunden fanden im Keller statt. Und der eine oder andere Vogel verlor dort sein Leben. Im Keller befand sich ihr Ausgang, ihre Katzentüre. Katzenbesitzer wissen: Der Vierbeiner freut sich natürlich immer, wenn das «Personal» mit Anwesenheit glänzt und wird so automatisch zum Balkontüröffner-, Vogel und Mäuse-Entsorger und zur Reinigungskraft.

Schwierig und intensiv präsentierte sich die Geschichte mit Grischas Unfall. An einem heissen, schwülwarmen Sommerabend im August2015 kam Grischa heim. Hinkte mit dem rechten Hinterlauf und blutete. Die Katze schrie herzerweichend verkroch sich in sämtliche Ecken, Winkel sowie unter Möbel. Irgendwann schafften wir es, sie in ihren Transportkorb zu stecken und brachten sie umgehend in die Tierklinik. Nach der üblichen Erstversorgung kontaktierte mich der Tierarzt und informierte über die Diagnose. Alle Bänder und Sehnen im rechten Hinterlauf waren gerissen. Futsch. Grischa wurde operiert und erhielt einen Fixateur.

 

Grischa Unfall

Wie Menschen, die einen komplizierten Beinbruch erlitten haben. Der Fixateur wurde mit einer dicken Bandage und schicken Verbänden in allen Farben geschützt. Doch Grischa bescherte uns natürlich hie und da unerwartete Termine in der Tierklinik.  Bald kannten wir 75% der Klinikbelegschaft. Vor allem, wenn sie es schaffte, den Verband zu «verhuddlen» und einzelne Schrauben zu lockern. Nicht nur Menschen haben eine Schraube locker, Katzen je nach Situation ebenso.

Einfamilienhaus oder militärische Kampfzone?

Absperrung

Abenteuerlich präsentierte sich auch die «Absperrfunktion» in unserem Haus. Die Katze sollte sich in den ersten Tagen natürlich nicht übermässig bewegen. So bauten wir mit Zügelkartons eine Absperrung zwischen Haustüre, Wohnbereich und Obergeschoss. Unser Wohnzimmer sah aus wie eine militärische Zone im Ausnahmezustand. Falls sich die Schweizer Armee in Zukunft für dieses Modell der Absperrung interessiert, dürfen sie sich gerne bei mir melden. Das Unfall-Busi hatte 8 Wochen Hausarrest, sie arrangierte sich aber später mit ihrer Situation und die Nächte wurden erträglicher. Sie suchte Nähe, ich wechselte meine Schlafstätte in dieser Zeit und übernachtete im Büro neben dem Schlafzimmer. Grischa fand dies natürlich super.

Finde ich durch Lola wieder ein neue Katze, die mir ihre Liebe schenkt?

Lola

Doch nun wieder zurück zu Lola. Das kleine Büseli überrascht mich von Tag zu Tag aufs Neue. Waggle ich mit vollem Waschkorb in die Waschküche, ist sie zur Stelle. Begrüsst mich freudig, streicht mir aufgeregt um die Beine und schmeisst sich auf den Steinboden. Dreht sich hin und her. Reibt ihren Kopf an meiner Hand und leckt mir ausgiebig Finger, Hände und manchmal sämtliche blutten Stellen, wie zum Beispiel Knie oder Wädli.  Dieses Spiel kann gut und gerne fünf bis zehn Minuten dauern. Der neueste Hit: Lola mag es, mit dem Wasserstrahl zu spielen, der wie ein Bindfaden aus dem Wasserhahn tröpfelt. Dazu springt sie auf das Waschbecken und wartet bis ich den Wasserhahn öffne. Gesellt sich noch eine Spinne dazu, ist dies für sie wie Weihnachten und Ostern. Natürlich überlebt die Spinne. Der Unterhaltungsfaktor ist jedoch riesig.

Lola hilft in der Waschküche

Ich freue mich immer wieder über die Begrüssungsrituale von Lola. Was ich ganz klar betone: Sie erhielt kein einziges Leckerli oder Goodie. Ich verurteile dies scharf, wenn es Menschen oder mögliche Nachbarn gäbe, die dies bei meiner eigenen Katze tun würden. Fremdfüttern ist ein NoGo. Lola erhält lediglich Streicheleinheiten. Ihr gefällt es. Und mir tut es gut. Und wenn die Zeit reif ist, schenke ich mein Herz einer treuen Seele von Büseli aus einem Tierheim. Denn: es wäre alles vorhanden. Eine Katzenleiter führt zur Katzenklappe im ersten Stock. Und vielleicht würde sich Lola über ein Gspänli freuen.