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Dreiundzwanzig neue Nachrichten

Was geht? Was ist los? So wird der Name Programm. Wer sich noch mehr wünscht, darf den Satz «Dörfs no es bitzeli meh si» hinzufügen.

Dies alles umschreibt ein Tool, dessen Dienste bereits 800 Millionen User weltweit in Anspruch nehmen. Viele User verwenden es auf Ei- und Smartphones.

 

Das Programm kann Vieles. Mit Rat und Tat weiterhelfen. Im Familien- und Freundeskreis. Es spendet Trost. Es empfängt, versendet Bilder. Videos. Sprachnachrichten. Geschreibsel. Manche benutzen es via Laptop oder Computer. Ich bezeichne es als psychologische Brockenstube des Homo sapiens. Andere nennen es WhatsApp. Über den Sinn und Unsinn des Nachrichtenprogramms lässt sich philosophieren. In seltenen Fällen gar streiten. Sinn machen Meldungen mit hoher Priorität. Zug verpasst. Verspäte mich. Bin krank. Ha di gärn. Bring einen Liter Milch. Hundefutter fehlt ebenfalls. Büroklammern. Zahnstocher. Willkommen im (un)heilsbringenden Nachrichten-Shop.

Was hin und wieder nerven kann:  Meldungen, die der Empfänger nicht lesen will. Dies geschieht, wer bei WhatsApp Gruppen eingeladen mitwirkt. Ich fühle mich in diesen Situationen wie der Fernsehzuschauer beim Privatsender. Gucke 15 Minuten meines Lieblingsfilms. Muss mich  je nach Fernsehkanal –  mit mehreren viertelstündlichen Werbezwangspausen berieseln lassen. Wie lassen sich diese sinnvoll überbrücken? Genau. Zum Kühlschrank oder Richtung Guetsli Dose pilgern.

Heute zu verkaufen….

Werbung bei WhatsApp gibt es gar nicht, mögen einige von euch denken. Klar existiert sie. Nur merkt es keiner. Der Absender der Nachricht wird selber zum Werber. Beim Empfänger äussert sich diese Werbung durch plötzliches Anhäufen von Nachrichten. Da hilft kein Hinweis wie «Bitte keine Werbung» als Chläber auf dem Smartphone. 23 neue Mitteilungen entdeckte ich kürzlich auf meinem Handy. Hoppla. Ich öffne den angehäuften Salat der Mitteilungen, beginne zu lesen. Eine Kollegin aus der Zumba-Gruppe platzierte eine Meldung auf dem Gruppenchat. Verkaufe Zumba-Hosen, schreibt sie. O je. Ideal nach grossen Weihnachts- oder Silvestermenü-Orgien. Ein Seelentrösterli. Um nicht ins seelische Januarloch abzugleiten. Wenn der Katzenjammer der angefressenen Pfunde von Mailänderli und Sösseli vom Fondue chinoise in grelles Sirenengeheul übergeht, heisst es im neuen Jahr: Diät halten. Abnehmen. Sport treiben.

 

Da kommt die Verkaufsaktion der Beinkleider, die das Hüftgold liebevoll verpacken wie gerufen. Eine Hose kostet zehn Stutz. Es gäbe verschiedene Farben. In Grösse S oder XS, schreibt die Absenderin weiter. Die Antworten dazu lassen nicht lange auf sich warten. Ein Mitteilungs-Tsunami schwappt über alle Teilnehmer der Whats-App-Gruppe herein. Und «beglückt» natürlich alle willigen Interessenten. Und jene, die keinen Bock auf weitere Tanzkleidung hätten. Mitgehangen. Mitgefangen. So beginnt das Theater: «Hätts au es L»? Oder: Ich hett gärn es S, wenn’s mer de würd passe…» Und natürlich gibt es immer jemand, der Extrawünsche äussert. «Ich wett aber lieber e knallgäali Hose». Eine andere Teilnehmerin des Chats frohlockt weiter: «Meine Kollegin hätte ebenfalls Zumba-Hosen. In Grösse L.» Ach, du heiliges Kanonenrohr, schiesst es mir durch den Kopf. Dazwischen wünscht jemand aus der Gruppe frohe Weihnachten. Und eine andere Kollegin schreibt zusätzlich: Schöne Ferien. Danke gleichfalls, denke ich leise und beisse gelangweilt in ein Weihnachtsguetsli.

 

Wirken Tunnelbohrmaschinen ebenfalls gegen Karies?

Natürlich gibt es ebenso heitere Beispiele in Gruppenchats. Und manchmal macht es wirklich Spass, diese zu lesen. Wenn’s passt, zu kommentieren. Entscheidend kann die Kombination verschiedener Nachrichten in der Chatgruppe sein. So geschah vor Kurzem Folgendes: Im BüroChat postete  eine Kollegin die Fotos des Tunnel-Durchstichs am Bözberg. Versieht das Bild mit dem Kommentar: Ein bewegender Moment für Bauarbeiter und Mineure. Stunden später schreibt eine andere Kollegin: «Habe die falschen Aufsteckbürsten für meine Schallzahnbürste gekauft. Kann sie jemand von euch brauchen? Nun folgt ein weiteres Foto der Tunnelbohrmaschine vom Bözbergtunnel. Soooo gross sei der Bohrkopf, schreibt die Arbeitskollegin. Der letzte Kommentar folgt von der Teamleiterin, die ihre philosophischen Talente spielen lässt: «Der Bohrkopf des Tunnelgrüblers sähe ja aus wie das Aufsteckzahnbürsteli.»

 

Glücklicherweise lassen sich nur Aufsteckzahnbürsteli und Zumba-Hosen in einer ChatGruppe verkaufen. Oder anderes Zeugs für den Hausgebrauch. Spannend zu lesen wäre es trotzdem, was geschähe, wenn auf einer Auktionsplattform ein Tunnelgrübler zum Verkauf freigegeben wäre. Tunnelbohrmaschine  zu verkaufen. Muss abgeholt werden.

 

 

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