SGoZ vs. Maienzug

Die Bezeichnung SGoZ ist nur wenigen Festbanksesselklebern aus Aarau, Buchs, Küttigen, Naples (Florida/ USA), Nennigkofen und im Suhrental bekannt. Die Abkürzung entstand am höchsten Feiertag in Aarau, während der Reservationsphase der Sitzplätze zum  grössten Freiluft-Mittagessen. 
Für alle auswärtigen Leser dieses Blogbeitrages folgen ein paar Erklärungen zum Maienzug. Und zum «ominösen» Begriff SGOZ.

Sehnsuchts-Aarauer und Eingeborene der Aargauer Kantonshauptstadt betrachten den Maienzug als höchsten und schönsten Feiertag in ihrer Agenda. So pilgern sie alljährlich nach Aarau. Dazu gesellen sich ebenso Zuschauer und Bankett-Teilnehmer aus anderen umliegenden Gemeinden. Um den Umzug zu sehen und später am Bankett Coleslaw-Salat, Schweinsgeschnetzeltes mit Pilzen, Karotten, Kartoffelstampf und Panna Cotta zu essen. Dabei treffen sie auf alte und neue Bekannte. Vereinzelte gründen gleich einen Verein am Bankett. In der Presse nimmt aber keiner von der Vereinsgründung Notiz. Ein paar Zeilen zum Maienzug liest Mann oder Frau in der Zeitung, wenn das Bier am Maienzug bereits um 16.30 Uhr zur Neige geht. Ein Vegi-Menü gewünscht wird. Oder die Behörden am legendären Hungerbankett im 2008 vor leeren Tellern sitzen.

Der Maienzug war vor langer Zeit ein Fasnachtsanlass

Immer am ersten Freitag im Juli putzt sich die Stadt Aarau auf Hochglanz. Die Brunnen sind mit Blumen geschmückt, die Chindsgi- und Schulkinder tragen festliche weisse Kleidung und vielfach ein Blumenchränzli auf dem Kopf, mit passendem Blumenstrauss. Die jungen, männlichen Umzugsteilnehmer tragen schwarze Hosen und ein weisses Hemd mit Blumenanstecker. Manchmal reicht es für eine Granate. Oder es gibt einen anderen blumigen Ersatz.

Der Maienzug war früher, keiner mag es für möglich halten, eine Art Fasnacht. Die Lehrer zogen mit ihren Schulklassen im Januar zum städtischen Rathaus, um sich dort zu verköstigen. Das heisst, die Stadtbehörden waren verantwortlich, Speis und Trank zu organisieren. Offenbar trieben ältere Jugendliche an dieser Veranstaltung auch Schabernack. Zogen maskiert durch die Stadt Aarau. Der Umzug wurde später in die Frühlingsmonate verlegt und die «Fasnachtsscharmützel» oder Saubannerzügli in den Hintergrund gedrängt. Bis sie schliesslich in Vergessenheit gerieten.

Ferienbeginn für ABC Schützen und A-Z Promis

Heute läutet der Maienzug den Beginn der Sommerferien für alle Schulkinder ein. Als gebürtige Aarauerin nahm ich am Umzug teil. Als Schulkind, im Erwachsenenalter als Musikantin der Harmoniemusik Aarau. Ein paar Jahre später mit der Stadtmusik der Kantonshauptstadt. Heute geniesse ich den Umzug als Zuschauerin. Nehme seit einigen Jahren am Bankett teil. Als extrovertierter R oder S-Promi. Das Alphabet besitzt ja bekanntlich 26 Buchstaben. Natürlich gibt es am Maienzug ebenso Menschen, die auf der Extrovertiertheitsskala als A-Promi einzustufen sind. Dazu gehören Stadtbehörden, Cervelatprominenz.  Und hätte es im Alphabet  noch weitere Buchstaben vor dem A, hätten die Promis diese garantiert für sich gepachtet.

Reservieren gehört zum guten Ton

Für die Aarauer Stadtgeschichte halten ich Folgendes fest: Zwei Aarauerinnen reservierten für den Verein SGoZ 10 Sitzplätze im früheren Morgengrauen. Chretti und Blei machen das ebenso am Bankett. Wie die Deutschen Urlauber die Sonnenliegen am Pool. Mit Badetuch. In Aarau wirken schriftliche Reservationen vor Ort nachhaltiger. Da versteht keiner, was ein Badetuch am Bankett zu suchen hat.  Jede Randgruppe findet ein Plätzchen. Sei es die Vereinigung «friedliebender Apfelpflücker» oder die «Gesellschaft der belesenen Guerilla-Gärtner. » Oder der Verein namens SGoZ. Als Bloggerin und kreative Schreiberin habe ich dieser Abkürzung einen Namen gegeben: Schweizerische Gesellschaft für originelle Zechprellerei.

Was muss ich tun, um dem SGoZ beitreten zu können?

Nun, die originellen Zechpreller sind ein gemütliches Volk. Sie mögen angenehme Gesellschaft und weisen einen einwandfreien Leumund auf. Denn die organisierte Zechprellerei unterstützen wir in keiner Weise. Das wäre schliesslich illegal. Zur originellen Zechprellerei muss jedes Vereinsmitglied die Schönwetter-Bankett-Karte mitbringen. Sie gilt als Eintrittsbillett für das Bankett und die jährliche Generalversammlung der SGOZ, die nur bei schönem Wetter stattfindet. Aktuell zählt der Verein 11 Mitglieder. Dem zwölften Mitglied, dem Heimweh-Maienzügler und Piloten der American Airlines, sichert der Verein eine Ehrenmitgliedschaft zu. Einzige Bedingung: Er müsste am nächsten Maienzug von Beginn des Banketts auf der Schanz anwesend sein. Und anstelle der Spaghetti à la mamma darf er pure Erlebnisgastronomie geniessen.

Wir freuen uns auf den Maienzug 2018

Vorausblickend auf den nächsten Maienzug freuen wir uns auf neue Mitglieder. Spannende neue Menschen, die eine Überdosis Charisma aufweisen. Sie dürfen ruhig extrovertiert sein. Introvertierte Nachtschattengewächse oder Mauerblümchen wären fehl am Platz. Aufgrund der sonnigen Stunden am Nachmittag benötigen wir ebenso weitere Sonnenschirme, zusätzliche Sitzplatzreservationen sowie mehr zusätzliche Geräte, die für Abkühlung sorgen. Tragen Sie sich das Datum in Ihre Agenda ein. Freitag, der 6. Juli 2018. Wir freuen uns auf Sie.